Grundideen, Ziele und Hintergründe des Rottaler Erntefest

1. Hochwertige und gesunde Produkte im Zusammenhang mit der Rottaler Kulturlandschaft (LU, BE, AG) anbieten und Absatz rund ums Jahr fördern

Die Rottaler Kulturlandschaft Externer Link liegt kleinräumig gesehen zwischen den Kleinstädten Langenthal, Huttwil, Willisau und Zofingen und grossräumig zwischen Bern, Basel, Zürich und Luzern. Das Marktpotenzial für spezielle Produkte ist somit riesig. Der Trend ist jedoch weiterhin, die Rohstoffe wie Milch und Mostobst Richtung Industriebetriebe ausserhalb dieses «zentral abgelegenen Gebiets» zu liefern, statt die Wertschöpfung in der Region zu behalten und die umliegenden Märkte mit hochwertigen Produkten zu beliefern. Entsprechend haben auch in der Rottaler Kulturlandschaft viele Käsereien, Metzgereien, Mühlen, Mostereien usw. ihre Tore in den letzten Jahren für immer geschlossen. Das Rottaler Erntefest bietet traditionsreichen Betrieben und neuen Initiativen eine Präsentationsplattform.

2. Aufmerksamkeit auf landschaftliche und kulturelle Besonderheiten wie Hochstammobstgärten, Wässermatten oder die Klosteranlage St. Urban lenken und diese im Marketing für die speziellen Regionalprodukte nutzen

Der landwirtschaftliche Strukturwandel bringt auf der Ebene der Kulturlandschaft und Biodiversität einerseits Gefahren, aber auch Chancen mit sich. So verschwinden beispielsweise Obstgärten durch den Druck der Rationalisierung, andererseits entstehen für Pflanzen und Tiere z.T. wertvolle Restflächen, solange diese extensiv genutzt und mit anderen Flächen vernetzt werden. Da die Landwirtschaft wahrscheinlich auch in Zukunft unter Druck bleibt, dauert die Gratwanderung zwischen vielfältiger Kulturlandschaft und Rationalisierung der Produktion an. Das Rottaler Erntefest trägt dazu bei, dass auch kleine Betriebsbereiche wie die Direktvermarktung eine Zukunft haben. Dass der Ansatz für alle Seiten aufgeht, zeigen das Rottaler Genussfenster Externer Link und z.B. die Übersichtskarte zur Umsetzungen von Ökomassnahmen durch den Verein Smaragd-Gebiet Externer Link, speziell auch im Rottal.

3. Gegensteuer zu den negativen Auswirkungen des landwirtschaftlichen Strukturwandels geben, in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht

Der Strukturwandel zieht Konsequenzen mit sich, die im landwirtschaftlich geprägten «Rottal der drei Kantone» für alle seit langem spürbar sind. So haben z.B. innerhalb weniger Jahre eine ganze Reihe Käsereien ihre Tore für immer geschlossen. Verloren gingen dadurch nicht nur Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort sondern beispielsweise auch soziale Treffpunkte für Landwirte und Private. Die Publizität über das Rottaler Erntefest kann dazu beitragen, dass die lokale Verarbeitung und damit die lokalen Kreisläufe – z.B. im Bereich Milchwirtschaft, Gras- und Ackerbau – weiterbestehen und für kurze Transportwege sorgen. Durch die Zusammenarbeit mit Slow Food Oberaargau Externer Link ist das lokale Engagement auch in eine weltweit tätige Bewegung eingebettet.

4. Mit dem Anlass von regionaler Bedeutung lokale und kantonsübergreifende Begegnungen heranführen, grenzüberspannende Zusammenarbeit fördern, und Impulse für die nachhaltige Entwicklung der Rottaler Kulturlandschaft geben

Mitten durch die Rottaler Kulturlandschaft verläuft mit der Kantonsgrenze Luzern-Bern eine der stärksten Kulturgrenzen der Schweiz. Beispielsweise wird östlich des Grenzflüsschens Rot mit deutschen, westlich davon mit französischen Jasskarten gespielt. Das Rottaler Erntefest trägt dazu bei, dass sich die Leute in der Rottaler Kulturlandschaft trotz unterschiedlicher Ausrichtung (Politik, Medien, unterschiedliche Bräuche, usw.) regelmässig begegnen. Der Anlass hat damit eine ähnliche Philosophie wie der 1998 eröffnete Grenzpfad Napfbergland Externer Link.

5. Bekanntheitsgrad und Image der Rottaler Kulturlandschaft stärken, Besonderheiten und schöne Landschaft bewusst machen und auf die Bedeutung als Naherholungsraum hinweisen

Die Begriffe «Rottaler Erntefest» und «Rottaler Kulturlandschaft» entstanden erst nach der Jahrtausendwende. «Rottaler Kulturlandschaft» wird verwendet, um der traditionsreichen Landschaft beidseits der Rot bzw. rund um die Klosteranlage St. Urban Externer Link eine würdige Bezeichnung zu geben. Zwar heisst diese Gegend schon lange «Rottal». Doch da dieser Name nicht einmalig ist - es existiert z.B. das Rottal bei Grosswangen - wurde er nur selten verwendet. Das führte z.B. zur abstrusen Bezeichnung «hinterstes Hinterland» für den Luzerner Teil, obwohl dieser nur gerade ca. 10 km von der Stadt Langenthal und ca. 15 km von den nächsten Autobahnausfahrten liegt. «Rottaler Kulturlandschaft» steht für einen Erholungsraum und ein Wandergebiet, das auch mit dem ÖV erreichbar ist.

6. Beitrag zur besseren Auslastung des öffentlichen Verkehrs

Rund um die Rottaler Kulturlandschaft gibt es die vier Regionalzentren Zofingen, Willisau, Huttwil und Langenthal. Das hat zur Folge, dass beim öffentlichen Verkehr die Verbindungen möglichst in alle Richtungen stimmen sollten. Dies ist technisch bzw. finanziell aber ein sehr schwieriges Unterfangen, da das Gebiet nur schwach besiedelt ist. So wurde der einstmals eingeführte Publicar wieder abgeschafft. Die wiederholte Zusammenarbeit der Erntefest-Verantwortlichen mit dem ÖV und dessen Hervorheben in der Kommunikation lässt die eine oder andere Person die regelmässig Nutzung des ÖV in Betracht ziehen. Ein Beitrag zur besseren Auslastung und zum Erhalt der schlecht ausgelasteten Kurse.

7. Sprungbrett für zukunftsweisende Visionen und Projekte schaffen

Immer wieder entwickeln Einzelpersonen, Organisationen oder Gemeinwesen in der Region interessante Ideen. Da diese unter anderem wegen den Kantons-, Kultur- und Mediengrenzen anderen Interessierten nicht bekannt werden, kommt es selten zu gemeinsamen Projekten. Das Rottaler Erntefest bringt findige Köpfe zusammen und gibt so anspruchsvollen Projekten wie dem Rottaler BahnTrail Externer Link einen Boden.